Psychologische Beratung auf Basis der Gestalttherapie nach Fritz Perls


 


Perls entwickelte in den 50er Jahren in Abgrenzung zur Psychoanalyse mit seiner Frau Laura Perls, und unter Mitarbeit von Paul Goodman die Gestalttherapie. Es handelt sich dabei um ein erlebnisaktivierendes Psychotherapieverfahren, bei dem es um die Förderung der Awareness geht, d.h. des Gewahrseins bzw. der Bewusstheit aller gegenwärtigen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen sowie des Kontakts zu sich selbst und zur Umwelt.

‚Gestalt‘ meint hier nicht, dass etwas gestaltet wird (mit Ton oder anderen Materialien) sondern vielmehr im Sinne von, dass etwas Gestalt annimmt, ein Thema was gerade für eine Person einen sehr großen Raum einnimmt.


Gestalttherapie ist mehr eine Haltung als eine Methode. Denn hat man/frau erst einmal Lunte gerochen, dann bleibt es nicht aus, dass sich das Erlernte, das in Erfahrung gebrachte oder besser, das Erlebte und Erfühlte auf den Lebensalltag ausbreitet.

Über die ‚Awareness‘ hinaus, geht es um das ‚Hier und Jetzt‘, um das ‚Anerkennen was ist‘ und um Reifung und Ganzwerdung im ganz individuellen Tempo.

 

Hierbei können u.a. Faktoren hinderlich sein:

 

Introjektionen: Ideen, Verhaltensmuster, Prinzipien etc., die seit frühster Kindheit über Eltern, Schule, soziales Umfeld ‚geschluckt‘ worden sind.

 

Projektionen: ‚gute‘ und/oder ‚schlechte‘ Eigenschaften, die zur eigenen Person gehören, diese aber nicht von ihr anerkannt, im Selbstbild integriert sind und deshalb einer anderen Person zugeschrieben werden.

 

Retroflektionen: wenn Menschen beispielsweise statt um Hilfe zu bitten, permanent in einer statisch gewordenen Haltung Dinge mit sich alleine ausmachen oder statt Gefühle, wie Wut, Zorn, Aggressionen dem Gegenüber zu zeigen, diese dann gegen sich selbst richten.

 

Konfluenz: ungesundes Zusammenfließen eines Menschen mit dem anderen, indem er beispielsweise so sein will wie der andere, er will es ihm recht machen und dadurch wird sein eigenständiges Erleben immer geringer, bis hin zur Selbstaufgabe.

 

Diese Begriffe sind die Gestaltbegriffe für den Widerstand, sie sind Kontaktstörungen. Mit Kontakt ist die Begegnung zweier Menschen an ihren jeweiligen Grenzen gemeint. Der Mensch ist ein Du-Du-bezogenes Wesen; erst durch Kontakt kann der eine den anderen wahrnehmen sowie sich selbst erfahren. Gelingen solche Kontakte, erhält der Mensch dadurch vielfältige Möglichkeiten sich selbst zu erfahren.


‚Gestalt‘ meint auch nicht, dass etwas gestaltet wird (mit Ton oder anderen Materialien, was nicht heißt, dass sich Methoden der Kunsttherapie in Gestaltberatung integrieren lassen ) sondern vielmehr im Sinne von, dass etwas Gestalt annimmt, ein Thema was gerade für eine Person einen sehr großen Raum einnimmt. Etwas ist noch offen oder unerledigt.

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch über Selbstheilungskräfte verfügt. So wie ein hungriger Mensch etwas essen möchte, um seinen Hunger zu stillen, wollen die unerledigten Geschäfte erledigt bzw. offenen Gestalten geschlossen werden, das können beispielsweise nicht ausgedrückte Gefühle (wie Wut, Zorn) sein, die ausgedrückt werden wollen oder ungeklärte Beziehungen (Ehe, Eltern-Kind, etc.), die geklärt werden wollen.

Die Methode der Gestalttherapie hilft dabei, alten Mustern, Verhaltensweisen und Konzepten, die zum Teil seit dem frühesten Kindes- und Säuglingsalter über-lebenswichtig waren, auf die Spur zu kommen. Dabei werden Normen mit ‚du musst‘, du sollst‘ in Frage gestellt und zur Wahrnehmung des ‚was ist‘ und des ‚Hier und Jetzt‘ hingeführt. Dann kann überprüft werden, ob sie heute noch notwendig sind oder verworfen bzw. geändert werden können. Gegebenenfalls müssen von außen, beispielsweise in einer Beratung, Reize und Impulse gesetzt werden. Hierbei ist es wichtig, dass der Klient die Bereitschaft mitbringt, an sich zu arbeiten, er entscheidet selber wie tief und weit die Veränderung gehen soll.

Beratung auf Basis der Gestalttherapie kann als eine Art Katalysator angesehen werden. Dieser „Stoff“ unterstützt Menschen, die das Gefühl haben, es ist etwas nicht in Ordnung in ihrem Leben - es fehlt ihnen etwas, sie fühlen sich nicht ganz, nicht vollwertig u.v.m. - in ihrem Prozess der Ganzwerdung.